Still Standing auch nach 117 Jahren

  1. Gisen General
  2. Gießen

Erstellt:

von einem Christoph Hoffmann

Eine Teilung

oli_schoenau_261022_4c_1
Mit den Blöcken reparierte Simon Bender unter anderem die E-Gitarren-Sektion. © Oliver Schepp

Das Musikhaus Schönau gibt es seit über 100 Jahren. Simon Bender ist erst seit zwei Jahren Inhaber des Ladens, der alle Arten von Instrumenten und Musikzubehör verkauft. Dafür musste der 38-Jährige nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt die wohl größte Herausforderung der Firmengeschichte meistern.

Alicia Keys und Elton John sind heute Nachmittag zu Gast im Schiffenberger Tal. Eigentlich sind sie das jeden Tag. Auf Plakaten des Musikhauses Schönau warben die beiden Ausnahmekünstler für den Klavierkauf. Wer es etwas extravaganter mag, kann auch einen der im Showroom angebotenen Flügel erwerben. Die schlichten schwarzen Tastaturen sind ein Hingucker auf der rund 800 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche, stellen aber nur einen Teil der Produktpalette dar. „Rechnet man alles zusammen“, sagt Inhaber Simon Bender, „haben wir etwa 1.000 Instrumente.“ Dies gilt nicht für Gitarrensaiten, Notenständer oder Messingmikrofone. Damit ist das Musikhaus Schönau seit über 100 Jahren die erste Anlaufstelle für Musiker und angehende Musiker in Mittelhessen.

Umsatzrückgang durch Pandemie

1905 eröffnete Robert Schönau in Dillenburg ein Klaviergeschäft. Zehn Jahre später zog das Unternehmen in die Wilhelmstraße in Gießen. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wechselte der Standort mehrfach in die Gießener Innenstadt. Gleichzeitig eröffnete Hans-Joachim Reh, der den Betrieb 1980 von der Witwe des Firmengründers übernommen hatte, eine zweite Filiale in Klein-Linden. 2001 fusionierten beide Unternehmen am Schiffenberger Weg. Bender, der seit zwölf Jahren im Unternehmen war, übernahm dann im Februar 2020. „Sechs Wochen vor dem ersten Lockdown“, sagt der 38-Jährige und fügt lachend hinzu. “So durfte ich sofort im Krisenmodus Geschäftsführer werden.”

Auch Lesen :  Schuhbecks Imperium bricht nach Urteil zusammen: „Als Unternehmer gescheitert“

Es ist schwer, ein Unternehmen zu finden, dessen Geschäft nicht vom Coronavirus betroffen war. Oft negativ, manchmal positiv. Bender will sie nicht so scharf trennen. “Corona hat mir die Möglichkeit gegeben, Veränderungen vorzunehmen, die sonst viel länger gedauert hätten.” Dazu gehören beispielsweise die Renovierung der E-Gitarrenabteilung, der Umbau des Kassenbereichs oder die Zentralisierung des Lagers. “Wir haben auch einen Online-Shop entwickelt, in dem wir jetzt 5.000 Produkte anbieten.” Inzwischen sind viele Kunden durch die Schließung abgewiesen worden, und auch die bis heute leidende Kulturwirtschaft belastet das Geschäft. sagt Bender. Der Umsatz, der zuvor rund 1,5 Millionen Euro betrug, ist um etwa 20 Prozent zurückgegangen.

Auch Lesen :  Frau hinter FTX-Absturz muss mit 110 Jahren Gefängnis rechnen

Corona zwingt Menschen Werkzeuge zu lernen

„Und wir sind immer noch im Krisenmodus“, betont Bender. Wie viele andere Branchen leidet auch das Musikgeschäft in Schönau unter Lieferschwierigkeiten. „Alles, was per Container aus Asien angeliefert wird, dauert deutlich länger.“ Der Kauf von elektronischen Klavieren ist besonders problematisch, da ihnen eingebaute Chips fehlen.

All diese Herausforderungen können Bender nüchtern machen. Aber das tut er nicht. Zum einen, weil Corona neben internen Umstrukturierungen weitere positive Aspekte hervorrief. „Viele Menschen haben während der Pandemie angefangen, ein Instrument zu lernen.“ Besonders attraktiv sei für diese Gruppe das Angebot, ein Instrument für 90 Tage für 90 Euro auszuleihen, sagt Bender. Darüber hinaus freut sich der Geschäftsführer über die Gründung des Musikzentrums Mittelhessen im vergangenen Jahr zusammen mit der ebenfalls im Gebäude angesiedelten Musikzentrale, in der schon die Jüngsten Bass, Gesang, Gitarre, Keyboard, Klavier oder Saxophon und Schlagzeug lernen. .

Auch Lesen :  Einbrecher prallen bei Verfolgungsjagd gegen Baum

Und schließlich wirkt Bender wie jemand, der Spaß an seinem Job hat. Musik liegt ihm am Herzen, der 38-Jährige spielt selbst Saxophon und Schlagzeug, in seinem Büro hängen Bilder von Kindern, die sich auch an Instrumenten versuchen. „Es macht immer wieder Spaß zu sehen, wie viel Spaß Musik Kindern machen kann“, sagt der Geschäftsführer. Noch trauriger ist, dass viele Jungen und Mädchen heute lieber vor ihrem Smartphone, Computer oder Fernseher sitzen als am Klavier oder am Schlagzeug.

Vielleicht findet das ein oder andere Kind in Gisen statt eines iPhones eine Gitarre unter dem Weihnachtsbaum. „Das Weihnachtsgeschäft ist auch für unsere Branche die wichtigste Zeit des Jahres“, sagt Bender. Auch wenn die Prognosen mancher Experten inflationsbedingt verhalten sind, bleibt der Inhaber des Musikhauses Schönau zuversichtlich. Nicht nur zu Weihnachten, sondern auch für die Zeit danach.

“I keep on fallin'”, sang Alicia Keys einmal auf ihrem größten Hit. Für sein 117 Jahre altes Unternehmen wird Bender jedoch eher bei Elton John bleiben; “Ich stehe immer noch.”

Source

Leave a Reply

Your email address will not be published.

In Verbindung stehende Artikel

Back to top button