
Stand: 11.11.2022 23:42 Uhr
Die Session startete am 11. November rund um die Zülpicher Straße in Köln. ein zu großer Andrang. Polizei und Zäune wurden überrannt. Das Sicherheitskonzept der Stadt funktionierte offenbar nicht wie geplant.

Karnevalsstart am 11.11. führte zu einem zuvor selten erlebten Besucheransturm auf das Partyviertel “Kwartier Latäng”. Bereits am Mittag forderte die Stadt alle Besucher auf, dem Studentenviertel fernzubleiben. Mehrere Bahnlinien wurden eingestellt. Am Abend teilte die KVB mit, dass „aufgrund des überfüllten Feiergeländes“ auf Anordnung der Polizei am Freitag keine Straßenbahnen mehr im Innenstadtbereich verkehren werden.
Fest zur Überwindung von Barrieren und Zäunen in Köln
12.11.2022 12:00 Uhr
Hunderte weitere musste die Polizei im Laufe des Abends zu Gewaltverbrechen rufen. In der Innenstadt wurde ein 27-Jähriger mit einem Messer verletzt, konnte das Krankenhaus am Abend aber wieder verlassen.
Menschenmenge auf der Zülpicher Straße
Bild: dpa/Thomas Banneyer
Zum Sicherheitskonzept der Stadt gehören Zäune entlang der kilometerlangen Zülpicherstraße in beliebten Gegenden. Durch Zugänge soll der Durchfluss gezielt gesteuert und begrenzt werden. Alle Partygänger, die nicht hineinkamen, stauten sich bald in den Seitenstraßen. Gegen 12:00 Uhr war der Druck offenbar so groß, dass die Polizei und der Zaun überfordert waren. Spezialeinheiten der Polizei versuchten, die Zülpicher Straße abzusichern. Aber auch in den Seitenstraßen war es manchmal zu voll. Mehrere Videos dieser Momente kursieren in sozialen Netzwerken.
Autofahrer, die auf nicht gesperrten Straßen fuhren, blieben oft in der Menge stecken.
Bürgermeister Reker: „Wenn nichts Schlimmes passiert, bin ich zufrieden“
Kölns Sicherheitskonzept wurde bereits im Vorfeld als „Chaos und Werbung“ kritisiert. Die Stadt habe die Bedenken der Gastgeber und Veranstalter bei der Planung nicht berücksichtigt, sagte er. Die Stadt Köln hat bereits angekündigt, Ziel des Sicherheitskonzepts sei es, „die Feiernden zu schützen und die Interessen der Anwohner im Bereich der Karnevals-Hotspots bestmöglich zu wahren“.
Kaputter Zaun im Festbezirk
Bild: dpa/Thomas Banneyer
Am Nachmittag machte sich Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ein Bild von der Lage vor Ort. Vor den Zäunen rund um die überfüllte Zülpicher Straße standen zu diesem Zeitpunkt bereits Zehntausende meist junge Menschen, die feiern wollten. Dabei sei zu beachten, dass “zu viele Menschen auf zu engem Raum sind”, räumte Reker ein. Das Sicherheitskonzept wurde jedoch lange vorbereitet.
Auf der Zülpicher Straße herrschte nicht nur Gedränge, sondern auch gute Laune
Bild: WDR/Jan Korff
„Die Art, wie hier gefeiert wird, mag man mögen oder nicht“, erklärte er, „aber so machen es die jungen Leute eben.“ Die Stadt müsse die Rahmenbedingungen schaffen, “um dies sicher und geordnet tun zu können”. Im kölschen Dialekt fügte Reker hinzu: „Wir brauchen niemanden, der uns erklärt, wie man Karneval feiert.“
Wenn alles so läuft “und nichts Schlimmes passiert, worüber ich mir immer Sorgen mache, bin ich zufrieden”. Man wolle „aus den heutigen Erfahrungen lernen, wie man es möglicherweise besser machen kann“.
Menschenmenge auf der Zülpicher Straße
Bild: WDR
Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Reker über den Andrang in Köln
12.11.2022 00:01 Uhr
Karnevalsbeginn: Reporter Jochen Hilgers berichtet aus der Zülpicher Straße in Köln
12.11.2022 00:01 Uhr
Vorschläge aus der Gastronomie gelten nicht
Im Zuge dessen forderten die Gastronomen des Landkreises die Stadt auf, einen Ersatzbereich zu schaffen, in dem sie ein Programm für viele junge Menschen anbieten würden. Das hat die Stadt nicht getan. Reker sagte, dafür gebe es keinen Veranstalter. Jeder, der eine gute Idee habe, „wie man den Strom dieser Leute so steuern kann, dass er völlig reibungslos läuft, ist herzlich willkommen“.
Mit dabei war auch Christoph Kuckelkorn, Vorsitzender des Festausschusses Kölner Karneval. Man sehe die lange Abwesenheit der Feiernden, sagte er, „die Leute haben Lust, draußen zu feiern“. Aber es sei auch “schade, wenn Leute aus Köln mit uns feiern wollen und kein Platz ist.”
20.000 Menschen mehr als sonst
Während in anderen Jahren schätzungsweise 30.000 Menschen den Sitzungsbeginn in diesem Bezirk feierten, kamen heute etwa 50.000, sagte WDR-Reporter Hilgers, „das war vorhersehbar“. Hätte die Polizei an den Einstiegsstellen nicht eingegriffen, „hätten dramatische Szenen passieren können“. Viele gingen dann einfach “ziellos durch die Stadt”.
Nach vorläufigen Erkenntnissen von Hilgers zu Beginn des Abends war die überwiegende Mehrheit der Menschen friedlich unterwegs. Andererseits war die Bedrohungsreduzierung gefährlich, was die Stadt nicht zu verhindern wusste.
Stadtdirektor: „Ihr solltet zusammensitzen“
Zuständig ist unter anderem Stadtdirektorin Andrea Blome, die auch Leiterin der Abteilung Sicherheit und Ordnung ist. In der Ortszeit des WDR aus Köln sagte er am Abend, man habe sich „sehr bewusst“ entschieden, keine weiteren Feierflächen anzubieten – „mangels eines Veranstalters“. Zu dem Vorschlag, über die ganze Stadt verteilte Schritte und Programme zur Entzerrung der Zülpicher Straße anzubieten, sagte Blome: „Dafür sollten Sie sich hinsetzen.“
Er räumte zwar ein, dass es heute Probleme im Feierbezirk gebe, sagte aber auch: „Es sollten auch andere helfen“ – etwa das Festkomitee – um „alles für das Feierpublikum, das wir dort haben, komplett neu aufzustellen“. .
Auch darüber wird zu diesem Thema berichtet WDR Fernsehen am 11. November 2022 unter anderem in einer Sondersendung ab 14:55 Uhr und aktuell 18:45 Uhr
Hunderte Menschen: Kölner Tausenderkarneval geschlossen
12.11.2022 00:01 Uhr
Quelle: wdr.de