
Tolle Notfallübungen
Sirenen und Mobilfunk – so endet der Tag der Warnung
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Am Tag der Warnung werden auch die Sirenen überprüft. In Sachsen sind es noch zu wenige.
© Quelle: Archiv
Leipzig. An einem bundesweiten Alarmtag wollen Bund und Länder an diesem Donnerstag im Rahmen einer gemeinsamen Übung Warngeräte und technische Verfahren überprüfen. Aber was passiert eigentlich konkret? Und warum beteiligen sich nicht alle Kommunen in Sachsen an dieser Übung? LVZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
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Wie funktioniert der Warntag?
Am 8. Dezember wird ab 11 Uhr eine Testwarnung an alle sogenannten Warnmultiplikatoren wie App-Server und Radiosender versendet, die an das Modulare Warnsystem (MoWaS) der Bundesregierung angeschlossen sind. Diese Multiplikatoren senden Testalarme, die über TV und Radio und Smartphone-Apps wie Nina empfangen werden. Warnungen werden auch auf Bahnsteigen und Zügen der Deutschen Bahn, auf Websites, in sozialen Medien und auf digitalen Stadttafeln verbreitet. Zudem können gleichzeitig in Landkreisen und Kommunen vorhandene Warneinrichtungen wie Sirenen und LKW-Lautsprecher ausgelöst werden. Um 11.45 Uhr wird auf denselben Kanälen Entwarnung gegeben. Ein Merkblatt informiert über die in Sachsen geltenden Sirenensignale.
Was ist dieses Mal neu?
Erstmals werden Zelldiffusionsverfahren eingesetzt. Um dieses System zu testen, findet der Warntag ausnahmsweise im Dezember statt. Normalerweise findet die große Übung jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September statt. Das in den USA und Japan bereits bewährte Verfahren ermöglicht es, Warnmeldungen von Handy zu Handy in potenziell gefährlichen Bereichen zu verteilen, ohne eine App installieren zu müssen. Handynutzer sollten vorab eine SMS von ihrem Mobilfunkanbieter erhalten. Zwischen der Alarmauslösung und der Warnmeldung auf dem Endgerät mit Hinweis auf die Gefahrenquelle und Handlungsanweisungen sollten maximal 30 Sekunden vergehen.
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Kann jeder Cell Broadcast-Benachrichtigungen empfangen?
Nein, aus technischen Gründen können nicht alle Mobiltelefone diese Nachrichten empfangen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat auf seiner Website eine Übersicht kompatibler Geräte veröffentlicht. Um Mobilfunknachrichten empfangen zu können, sollte das Smartphone außerdem über die neusten Updates verfügen und sich nicht im Flugmodus befinden.
Werden alle Kommunen in Sachsen am Warntag teilnehmen?
Für Kommunen und Landkreise ist es freiwillig, eigene Warngeräte zu testen. Aus diesem Grund ist es nach Angaben des Innenministeriums möglich, dass nicht in allen Gemeinden und Städten lokale Warneinrichtungen zum Einsatz kommen. Im Freistaat würden sich aber alle zehn Landkreise und drei kreisfreie Städte beteiligen, sagte er auf Nachfrage. Allerdings verfügt das Innenministerium nicht über einen umfassenden Katalog an Warngeräten vor Ort. Insofern kann keine abschließende Aussage darüber getroffen werden, welche davon voraussichtlich nicht zum Einsatz kommen werden. Ausführliche Informationen erhalten Bürgerinnen und Bürger bei Landratsämtern, Gemeinde- und Stadtverwaltungen sowie den örtlichen Katastrophenschutzbehörden.
Warum ist eine solche großangelegte Übung notwendig?
Die technischen Abläufe im Warnfall und auch die Warneinrichtungen selbst können so überprüft werden, um Schwachstellen zu identifizieren und zu beseitigen. Und natürlich ist es auch eine Möglichkeit, die Menschen mit diesen Warnungen zu sensibilisieren. Schon der erste Warntag vor zwei Jahren hat deutlich gemacht, dass es in Deutschland zu wenig Sirenen gibt und auch Handywarnungen nötig sind, um die Bevölkerung vor Gefahren zu warnen.
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Welche Folgen hat der erste Warntag 2020?
Die Bundesregierung hat für 2022 ein Sirenen-Förderprogramm aufgelegt. Daraus wurden dem Land in Sachsen 4,3 Millionen Euro kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit diesem Geld wurden nach Angaben des Innenministeriums 292 Sirenen gebaut oder modernisiert. Mehr als 3.200 Sirenen sind derzeit in Sachsen im Einsatz, um die Bevölkerung zu warnen. Aber auch das reicht nicht. Sachsen hat daher ein eigenes Sirenen-Förderprogramm mit einem Volumen von rund 3,2 Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren aufgelegt, um die Warnmöglichkeiten für die Bevölkerung zu verbessern, so Innenminister Armin Schuster ( CDU). Ziel ist es, bis zu 300 neue Sirenen aufzustellen. „Für einen vollen Schutz im Freistaat wird das aber nicht reichen“, sagt Schuster. „Wir hoffen auf weitere Sirenen-Förderung vom Bund, der in den nächsten Jahren weitere 30 Millionen Euro für die Sirenen-Förderung in den Bundesländern plant.“
Wie viele Meerjungfrauen fehlen in Sachsen?
Wie viele Sirenen noch benötigt werden, hängt nach Angaben des Innenministeriums von der Einschätzung der Landkreise und kreisfreien Städte zu Risikogebieten und örtlichen, topografischen oder demografischen Gegebenheiten ab. Eine abschließende Einschätzung dazu könnten nur die Kreise und kreisfreien Städte abgeben. Die Stadt Leipzig hat beispielsweise noch keine Sirene als Warneinrichtung im Stadtgebiet und setzt daher weiterhin auf Lautsprecherdurchsagen als geeignete Warneinrichtung. Eine grobe Abschätzung des Bedarfs im Freistaat lässt sich jedoch aus den Förderanträgen Sachsens für das Sirenenprogramm des Bundes ableiten. Insgesamt standen Sachsen rund 4,3 Millionen Euro zur Verfügung, die Förderanträge summierten sich aber auf rund zwölf Millionen Euro.