
Ich gebe auch der Ukraine die Schuld
Lawrow: Der Westen will den asiatisch-pazifischen Raum verschlingen
14.11.2022, 16:09 Uhr (aktualisiert)
Auf dem ASEAN-Gipfel hat Russlands Außenminister wiederholt die NATO und die Vereinigten Staaten kritisiert. Sie wollen den asiatisch-pazifischen Raum militarisieren, um chinesische und russische Interessen zu reduzieren. Dass eine gemeinsame Abschlusserklärung scheitert, liegt an nicht akzeptablen Forderungen.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf den USA und der Nato vor, die Vormachtstellung im asiatisch-pazifischen Raum durch Militarisierung erreichen zu wollen. „Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten wie die NATO versuchen jetzt, diese Region zu verschlingen“, sagte Lawrow laut der russischen staatlichen Nachrichtenagentur TASS am Rande des ASEAN-Gipfels. Ziel sei die Militarisierung der Region, „mit dem offensichtlichen Fokus, die Interessen Chinas und Russlands in der Region einzuschränken“, betonte er in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh.
US-Präsident Joe Biden hat auf dem Gipfel eine klare Haltung gegenüber China bezogen. Nach Angaben des Weißen Hauses wies er Chinas Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer zurück. Das Urteil des Internationalen Schiedsgerichtshofs in Den Haag, der Chinas Ansprüche 2016 als rechtswidrig abwies, sei „endgültig und rechtskräftig“. Japans Freiheit der Schifffahrt und Überflüge im Süd- und Ostchinesischen Meer muss respektiert werden.
Weltweit wollen die Vereinigten Staaten laut dem Weißen Haus energisch mit China konkurrieren. Sie wollten auch auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen. Gleichzeitig müssten aber Kommunikationsverbindungen aufrechterhalten werden, “um zu verhindern, dass der Wettbewerb zu einem Konflikt ausartet”.
„Absolut inakzeptable Sprache“ in der Ukraine
Lawrow sagte, eine gemeinsame Abschlusserklärung des Gipfels sei an Streitigkeiten über die Formulierung der Lage in der Ukraine gescheitert. „Heute wurde keine kollektive Entscheidung getroffen, weil die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten auf einer absolut inakzeptablen Sprache in Bezug auf die Situation um die Ukraine bestehen.“
Lawrow reist vom ASEAN-Treffen zum Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsmächte (G20) auf die indonesische Insel Bali. Er vertritt hier Präsident Wladimir Putin, der seine Teilnahme abgesagt hatte. Dagegen will der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei dem Treffen im Urlaubsort Nusa Dua per Video ansprechen. Beim ASEAN-Treffen in Kambodscha konnten sich die zehn Mitgliedsländer allerdings nicht auf eine Video-Ansprache Selenskyjs einigen.
(Dieser Artikel wurde erstmals am Sonntag, den 13. November 2022 veröffentlicht.)