
Merz kritisiert Lauterbachs „sirenenhaften Alarmismus“.
Nun wird auch an der Maskenpflicht in Bussen und Bahnen gerüttelt
Aufhebung der Maskenpflicht – ja oder nein? Für Gesundheitsminister Lauterbach ist die Antwort klar, doch der politische Widerstand wächst. Auch Virologe Stöhr spricht sich für Entlastungen aus und begründet dies damit, dass die Krankheitslast durch Corona inzwischen etwa gleich hoch sei wie die von 200 anderen Erregern.
Der Präsident der CDU drängt darauf, möglichst bald zu einem weitgehend normalen Leben zurückzukehren. Die Corona-Regeln verlangen nur in “sehr eingeschränkt”. Merz kritisierte den Bundesgesundheitsminister scharf.
DDer Vorsitzende der CDU, Friedrich Merz, hält die Entscheidung mehrerer Bundesländer, die Verpflichtung zur Isolierung von Corona-Infizierten aufzuheben, für gerechtfertigt. „Als ich die Nachricht zum ersten Mal gelesen habe, hatte ich ein gewisses Unbehagen“, sagte Merz der Medienkonzern-Zeitung Funke (Donnerstag). „Bei längerer Überlegung scheint es aber, dass ich dafür verantwortlich bin, so weiterzumachen, wie es jetzt Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein tun.“ Corona-Regeln seien nur in „sehr begrenztem Umfang“ notwendig, sagte Merz.
Wer mit dem Coronavirus infiziert ist, muss sich nicht deutschlandweit in Isolation begeben: Bayern und Baden-Württemberg haben die entsprechende Regelung am Mittwoch abgeschafft, Schleswig-Holstein folgt am Donnerstag. Hessen hat das angekündigt, der Zeitpunkt dafür ist aber noch offen.
Das Vorgehen der Bundesländer wurde unter anderem von Patientenschützern und Gewerkschaftern kritisiert. Vor allem wurde ein gemeinsames Vorgehen der Bundesländer gefordert.
„Die Zeit, in der es ein hohes Ansteckungsrisiko und einen schweren Krankheitsverlauf gab, ist vorbei“, sagte Merz der Funke-Zeitung. „Außerdem sollten wir versuchen, so schnell wie möglich zu einem weitgehend normalen Leben zurückzukehren – auch mit Corona.“ Merz sagte, er teile den „fast sirenenhaften Alarmismus“ von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht. „Spätestens im Frühjahr nächsten Jahres sollten wir zur Normalität zurückkehren und Corona offiziell für beendet erklären.“
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte der Funke-Zeitung, sie sei „schockiert, dass die vier Bundesländer den Alleingang in Bezug auf die Isolationspflicht wagen“. Sie empfiehlt Beschäftigten, „Arbeitsunfähigkeit und Infektionskrankheiten gemäß den geltenden Regeln zu melden und Kontakte im Privatleben freiwillig drastisch zu reduzieren“.
Ärzte befürchten einen Flickenteppich
Kassenärzte-Chef Andreas Gassen kritisierte im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag) einen sich abzeichnenden Flickenteppich bei den Schutzbestimmungen. „All dies spricht dafür, dass die Politik jetzt über einen geordneten und einheitlichen Übergang bei der Behandlung von Corona wie bei anderen Volkskrankheiten nachdenken sollte, auch wenn die WHO die Pandemie weltweit noch nicht für beendet erklärt hat“, sagte er.
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andreas Ullmann, hält die Maßnahmen der Regierung für unnötig. „Wir befinden uns in der Endphase der Pandemie und haben wirksame Impfstoffe, antivirale Medikamente und eine Grundimpfrate von mehr als 95 Prozent“, sagte Ullmann dem RND. „Die Krankheitslast in der Bevölkerung ist nicht so hoch wie befürchtet. Die logische Konsequenz ist, dass wir keine staatlichen Zwangsmaßnahmen mehr brauchen.“ Je nach Verordnung können diese gekündigt werden oder einfach verfallen.
„Aha! Jeden Tag zehn Minuten Wissen“ ist der Wissenspodcast von WELT. Jeden Dienstag und Donnerstag beantworten wir tagesaktuelle Fragen aus dem Bereich Wissenschaft. Abonnieren Sie den Podcast unter Spotify, Apple-Podcasts, Deezer, Amazon Music, Google-Podcasts oder direkt per RSS-Feeds.