
Eine Teilung

Großbritannien ist besorgt über “Brennstoffarmut”. Heizen wird für viele zu teuer, weil die Löhne nicht mehr ausreichen. Der Sachverständige trifft ein strenges Urteil.
München – Nicht nur die Menschen in Deutschland haben mit hohen Energiekosten zu kämpfen, auch in Großbritannien sind viele Menschen in Not. Dort scheint das Problem größer zu sein. Notiz: Öffentliche, heiße Lounges boomen in London. Das berichtet unter anderem der amerikanische Fernsehsender CNN. Ein möglicher Grund ist wahrscheinlich der reale massive Rückgang des Lohnniveaus in Großbritannien.
“Tausende” sogenannter Thermalbänke würden in diesem Winter in Großbritannien eröffnet, schreibt er. CNN.com. Allein die Warm Welcome Campaign kennt 3.000 registrierte Inhaber solcher Angebote. Mehr als eine Million Menschen könnten in diesem Winter aufgrund der Kälteeinwirkung krank werden, heißt es in einem Bericht Wächter Vor ein paar Tagen. Organisationen warnen vor neuen Krankheiten des Lebens in kalten und feuchten Häusern. Sogar König Charles brach am 25. Dezember mit der königlichen Tradition und sprach das Thema öffentlich an.
“Wir haben hier Leute, die Vollzeit arbeiten und nicht über die Runden kommen.”
Eine der Ursachen des Elends. Nach Angaben der britischen Regierung sind die Lebenshaltungskosten seit Anfang 2021 rasant gestiegen. Die Brexit-Übergangsfrist endete am 31. Dezember 2020. Im November 2022 schätzte die Regierung die Inflationsrate auf 10,1 Prozent. Energiekosten sind derzeit der Hauptfaktor. Laut CNN sind allein die Gaspreise in einem Jahr um 129 Prozent gestiegen. Gleichzeitig ist Großbritannien als einzige G7-Volkswirtschaft immer noch kleiner als vor der Corona-Krise.
„Gerade in diesem Winter ist es enorm wichtig, dass wir den Menschen einen Raum bieten, um zu Hause abzuschalten und Geld zu sparen“, sagte ein Freiwilliger aus dem ostenglischen Norwich dem Sender. „Wir haben hier Leute, die Vollzeit arbeiten und nicht über die Runden kommen“, fügte er hinzu. “Das ist der wahre Unterschied.”
Schätzungen der University of York zufolge werden sich mehr als drei Viertel der Haushalte auf der Insel bis zum Jahreswechsel keine ausreichende Heizung mehr leisten können. Diese Prognose bezieht sich jedoch auf den August.
Großbritannien ist in Gefahr. Die Löhne könnten auf das Niveau von 2006 fallen
Die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers zeichnet derweil ein düsteres Bild von der Kehrseite der Medaille: Großbritanniens Lohneinkommen. Bis 2023 könnten die Löhne inflationsbedingt auf das Niveau von 2006 sinken, rechneten Experten in einer von CNN veröffentlichten Studie vor. Real dürften die Umsätze sowohl 2022 als auch im neuen Jahr sinken.
Tatsächlich dauern die Streiks schon seit einiger Zeit an. Auch am zweiten Weihnachtsfeiertag wird es Streiks geben. Grenzschutzbeamte wollen die Arbeit an Flughäfen einstellen. Allerdings wird das Festival von Streiks überschattet. Viele Menschen haben ihre Weihnachtsbriefe oder -pakete nicht erhalten, da die Mitarbeiter von Royal Mail seit Wochen arbeitslos sind. Streiks bei Eisenbahnen und Grenzschutz erschweren Treffen mit Angehörigen. Auch in vielen anderen Branchen gibt es häufig Streiks, zum Beispiel im Gesundheitswesen. Und vielleicht wird es im neuen Jahr noch schlimmer.
Die Briten haben daheim Probleme.
Michael Marmot, Direktor des Institute of Social Disparities in Health am University College London, betont die Ernsthaftigkeit des Problems. „Die Armut hat in den letzten 10, 12 Jahren zugenommen und sich verschlimmert“, sagte er gegenüber CNN. Dass sich Großbritannien wirtschaftlich noch nicht vom Coronavirus erholt habe, zeige „Misswirtschaft kolossalen Ausmaßes“.
Marmot sieht das Problem zumindest teilweise im Inland. Jahrelange Sparmaßnahmen, schlechte Sozialleistungen, Kürzungen bei der öffentlichen Wohlfahrt und Infrastruktur sowie mangelnde Regulierung des Energiemarktes haben Millionen von Menschen ohne Wärme beschert. Sunak hingegen war es peinlich, am Weihnachtstag mit einem Obdachlosen darüber zu sprechen, wie fr.de: Berichte. (mit fn-material von dpa)