
90 Filialen schmerzen – der Galeria-Chef will Klarheit über die Schließungen


Galeriemanager forderten Änderungen in einem Podcast
Quelle: dpa/Boris Rössler
Galeria meldete im Herbst Insolvenz an. Aber es ist nicht klar, wie viele Kaufhäuser gehen werden. In einem Podcast äußert Chef Müllenbach die Hoffnung auf ein nachhaltiges Filialnetz – und erwartet frisches Geld von Eigentümer Signa.
GFilialleiter Miguel Müllenbach erwartet Ende Januar Klarheit darüber, wie viele Filialen die Ladenkette schließen muss. Der Manager sagte dies in einem Podcast für Mitarbeiter, der am 22. Dezember intern veröffentlicht wurde.
Er machte deutlich, dass Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz in 90 Filialen Probleme sieht, profitabel zu arbeiten. Das bedeutet aber nicht, dass diese Filialen alle schließen müssen. Nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof hat Galeria noch 131 Filialen in 97 Städten.
Müllenbach kündigte an, für die 90 Krisenfilialen beispielsweise zu prüfen, ob die Miete gesenkt oder die Nachfrage der Kunden erhöht werden könne. Daher müssen nicht alle betroffenen Geschäfte schließen. „Es gibt noch keine Listen“, sagte Müllenbach. Klar ist aber, dass das bis Ende März andauernde Schutzschirmverfahren zu einem Filialnetz führen wird, das einen langfristig rentablen Betrieb ermöglicht.
Zu Beginn des Insolvenzverfahrens im Herbst kündigte Müllenbach an, rund ein Drittel der Filialen zu schließen. Eine höhere Zahl gilt nun als wahrscheinlich.
Allerdings heißt es im Unternehmensumfeld, dass eine gewisse Größe für die Zukunftsfähigkeit eingehalten werden muss, um die Kaufkraft zu erhalten. In einem internen Schreiben warnte der Vorstand vergangene Woche angesichts der 90 betroffenen Filialen vor einem Kahlschlag.
Nach der Schließungswelle müsse Galeria weiter in den Umbau der Filialen und die Ausbildung der Mitarbeiter investieren, sagte Müllenbach. „Ein Geschäftsmodell im deutschen Handel lässt sich nicht allein durch Kostenoptimierung rentabel machen“, sagte er. „Mit dem Schutzschirmverfahren besteht die Möglichkeit, dass wir mehr Mittel in weniger Restfilialen stecken“, kündigte er an.
Gruppenschild bereit für weitere Unterstützung Galerie
Auch der Eigentümer, die Signa-Gruppe des österreichischen Unternehmers René Benko, sei bereit, weitere finanzielle Unterstützung zu leisten, sagte der Eigentümer von Galeria. Voraussetzung dafür ist, dass das Unternehmen im März die Zustimmung seiner Gläubiger erhält, mit seinem Konzept aus der Insolvenz in Eigenverwaltung auszusteigen.
2014 übernahm Signa Karstadt und fusionierte später mit Kaufhof. Das Unternehmen hat in der Corona-Zeit bereits ein Schutzschirmverfahren durchlaufen und Filialen geschlossen. Im laufenden Verfahren will Insolvenzverwalter Geiwitz das Unternehmen gemeinsam mit der Geschäftsführung so aufstellen, dass die Gläubiger Ende März dem Sanierungskonzept zustimmen.
Galeria hat Mitte Dezember seinen Vorstand von fünf auf drei verkleinert – neben Müllenbach auch Finanzvorstand Guido Mager und Vertriebsvorstand Olivier van den Bossche. Müllenbach verteidigte die Entscheidung, nur noch die altgedienten Manager Karstadt und Kaufhof im Vorstand zu haben. Erfahrung im Warenhausgeschäft und mit Krisen ist unabdingbar.
Galeriemanager bitten um Änderung
Manager im Podcast forderten jedoch die Änderung. „Wir müssen alte Gewohnheiten ablegen und endlich eine Kultur der gleichberechtigten Führung etablieren“, sagte van den Bossche.
Auch bei der Umsetzung neuer Ideen ist Galeria weder schnell genug noch konsequent genug. “Endlich müssen wir aufhören, immer zu sagen: ‘Das geht nicht’ oder: ‘Das haben wir schon probiert'”, sagte der Belgier, das sei “ein bisschen eine deutsche Krankheit”.
Miguel Müllenbach ist CEO von Galeria Karstadt Kaufhof
Quelle: pa/dpa/Boris Rössler
Müllenbach kündigte Änderungen in der Warenwirtschaft an. In den letzten Jahren hat es in einzelnen Branchen immer wieder an guten Umsätzen gefehlt – auch wegen zu viel Sparsamkeit. Ein weiteres Problem ist derzeit, dass der Einkauf aufgrund der unsicheren Lage bei einigen Anbietern auf eine Abwehrhaltung stößt.
Auch deshalb brauche es bald Klarheit: “Wir wissen, dass wir jetzt eine sehr unbefriedigende und ungewisse Situation haben.”
Müllenbach hofft jedoch, den Prozess trotz des Insolvenzverfahrens aktiv mitgestalten zu können. Das betonte er in der Botschaft an die Mitarbeiter: „Wir entscheiden über unsere Zukunft – und niemand sonst.“
„Rund um die Aktie“ ist der Börsentag der WELT-Wirtschaftsredaktion. Jeden Morgen ab 7 Uhr mit den WELT-Finanzjournalisten. Für Börsenexperten und Einsteiger. Abonnieren Sie den Podcast auf Spotify, Apple Podcast, Amazon Music und Deezer. Oder direkt per RSS.