
Jeden Tag infizieren sich eine Million Menschen im Land mit Corona. Mit dieser explosiven Entwicklung wächst die Angst vor neuen Virusvarianten. Auch deutsche Politiker sind besorgt.
In der massiven Corona-Welle in China mit derzeit täglich einer Million Neuinfektionen beobachten die chinesischen Gesundheitsbehörden auch die mögliche Entwicklung neuer Virusvarianten. Alle Provinzen sollten drei Krankenhäuser in jeweils drei Städten auswählen, die jede Woche Proben von 15 Infektionen, 10 schweren Krankheiten und allen Todesfällen sammeln, sagte der Direktor des Instituts für Viren des Nationalen Gesundheitsamts Xu Wenbo laut staatlichen Medien am Freitag.
Nach der Entschlüsselung und Analyse der Genome sollen die Ergebnisse der Studie innerhalb einer Woche vorgelegt werden. Auf diese Weise könnten die aktuellen Omicron-Varianten sowie “mögliche Symptome, Übertragungskapazität und Pathogenität neuer Varianten mit potenziellen biologischen Veränderungen” in Echtzeit beobachtet werden, zitierte die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua.
Nach Modellrechnungen des Londoner Forschungsinstituts Airfinity wird die aktuelle Infektionswelle in China im Januar und März mit möglicherweise 3,7 Millionen beziehungsweise 4,2 Millionen Fällen pro Tag zwei Höhepunkte erleben. Aktuell schätzt der Datenverarbeiter die Zahl der Neuinfektionen in China laut einer Pressemitteilung auf voraussichtlich mehr als eine Million und die Zahl der Todesfälle auf mehr als 5.000 pro Tag.
Nach fast drei Jahren des Lockdowns, erzwungener Quarantänen, Massentests und Kontaktverfolgung hob das bevölkerungsreichste Land am 7. Dezember abrupt seine strenge Null-Covid-Politik auf. Grund für den Turnaround war, dass die Infektionen mit den neuen omicron-Varianten nicht mehr schwerwiegend waren. Experten sahen den Grund aber vor allem darin, dass strenge Maßnahmen angesichts der explosiven Ausbreitung nicht mehr aufrechtzuerhalten seien. Die strengen Beschränkungen belasten auch die zweitgrößte Volkswirtschaft zunehmend.
CDU-Politiker: Wegen Corona Flugverbindung nach China stoppen
Wegen der massiven Corona-Welle in China fordert der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, die Einstellung der Flugverbindungen mit der Volksrepublik.
„Die durch die verfehlte Corona-Politik der chinesischen Regierung ausgelöste Explosion der Covid-Zahlen in China bedroht die ganze Welt mit einer neuen Infektionswelle“, sagte der CDU-Abgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). “Wir dürfen den Fehler von vor drei Jahren nicht wiederholen und müssen jetzt sofort alle Flugverbindungen von und nach China einstellen.”
Der Oppositionspolitiker fügte hinzu: „Erst wenn wir sicher sind, dass keine neue gefährliche Mutation aus China droht, sollten wir die Flugverbindungen wieder aufnehmen.“
Seit dem explosionsartigen Anstieg der Corona-Infektionen und dem plötzlichen Ende der strikten Null-Toleranz-Strategie Chinas vor zwei Wochen breitet sich das Virus mit hoher Geschwindigkeit unter Milliarden Menschen aus. Vielerorts sind die Krankenhäuser voll. Schätzungen zufolge ist mit Hunderttausenden Toten zu rechnen.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, plädierte mit Blick auf China und den hohen Krankenstand hierzulande für eine häufigere Verwendung von Masken. „Nicht nur wegen der Entwicklung in China, sondern auch wegen anderer Atemwegserkrankungen in Deutschland ist es wichtig, dass wir die Maske zu Hause viel mehr verwenden – ganz unabhängig davon, welche Regeln gelten“, sagte er dem RND. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen erlauben den Bundesländern, strengere Regeln einzuführen. “Ich finde es nicht nur als Politiker, sondern auch als Arzt sehr merkwürdig, dass die knapp zehn Millionen erkrankten Deutschen das derzeit nicht in Anspruch nehmen.”
Angesichts der Infektionswelle in China warnte Dahmen: „Eine hohe Infektionszahl bedeutet noch mehr Mutationschancen für das Virus.“ (dpa)