
Hauptanliegen der Kunsthalle ist es, „das ‚schwarze Porträt‘ in der zeitgenössischen afrikanischen Malerei als Zeichen schwarzer Identität ins Rampenlicht zu rücken“, erklärte Florian Steinger, künstlerischer Leiter der Kunsthalle Krems, im Vorfeld.
Die Ausstellung „Le modele noir de Gericault a Matisse“ im Musée d’Orsay 2019 in Paris dominierte die Ausstellung in Kermes. So wurde der „Schwarze Körper“ von 1800 bis zur Klassischen Moderne zu einem Thema im Kontext der Malereigeschichte. Sie wurde marginalisiert und an den Rand gedrängt, die eurozentrisch-koloniale Sichtweise dominierte. Dies wird nun aus der Perspektive einer jüngeren afrikanischen Generation angegangen.
Neue afrikanische Porträtkunst
Kuratiert wurde die Ausstellung von Ekow Eshun, einem Experten für zeitgenössische afrikanische Kunst. Der Brite mit Wurzeln in Ghana hat sich auf Portraitfotografie und -malerei spezialisiert. Für die Kunsthalle Krems versammelte er 24 Positionen führender figurativer Künstler afrikanischer Herkunft. In Form von Porträts setzen sie sich mit Afrika als Kontinent, der Diaspora und Fragen der Identität, Ästhetik und Kunstgeschichte auseinander.
Die figurative Malerei hat in Afrika immer ihre zentrale Rolle behalten, auch wenn es im letzten Jahrzehnt einen Wandel gegeben hat und die Vorstellungskraft wichtiger geworden ist. In der Ausstellung „The New African Portrait. Sharai Collections“ werden verschiedene Bild- und Collagebeiträge präsentiert.
Unterschiedliche Ansätze
Während Everlyn Nicodemus ihr persönliches Trauma in Porträts verarbeitete, setzte sich Cornelius Anor mit dem Alltag in Ghana auseinander. Turiya Magadlela kombinierte in ihren Portraits Ölmalerei mit Nähen oder Sticken, James Michaud und Alexandre Diop aus Wien verwendeten andere Materialien. Die Porträts von Amoako Boafo, ergänzt durch Tapetendekorationen, zeigen selbstbewusste Figuren in modischer Kleidung.
„Die Ausstellung präsentiert die spannende Vielfalt der Herangehensweisen, die Künstlerinnen und Künstler an das Erbe afrikanischer Figuration finden. Durch die Vielfalt der Herangehensweisen sehen wir die lebendige Erfahrung afrikanischer kultureller Identität auf dem Kontinent und in der Diaspora als eine Tabelle der Möglichkeiten“, erklärt Eshon . Laut Kunsthalle Krems zeigt die Schau, wie afrikanische Künstler trotz fehlender staatlicher Förderung Entwicklungsmöglichkeiten finden.
Afrika besucht Krems
Zeitgenössische Porträtkunst aus Afrika – die derzeit im Mittelpunkt einer außergewöhnlichen Ausstellung in der Kunsthalle Krems steht. Eine beeindruckende Schau mit Werken aus einer Wiener Privatsammlung.
Arabella Kischbauer ist am 4. Dezember zu Gast
Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung bietet die Kunsthalle Krems unter anderem Führungen mit dem Regisseur Steininger und ein Künstlergespräch mit dem Künstler Alexandre Diop an. Bei „Kunst, Kaffee & Kipferl“ am 4. Dezember erzählt TV-Moderatorin Arabella Kiesbauer von ihren Wurzeln in Ghana, jeden dritten Sonntag im Monat gibt es Familienführungen. Die Ausstellung ist bis zum 10. April 2023 zu sehen.